Schweden setzen auf schwäbische Schärfexpertise 04.06.2025

„Holz ist der Rohstoff, auf den die Welt baut – und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn Holz als Baumaterial wird im Vergleich zu Stahl und Beton immer wichtiger“, sagt David Kvarnstrand, Geschäftsführer von Kvarnstrands Verktyg AB. „Holz ist ein erneuerbarer Rohstoff, durch den weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt wird. Je mehr aus Holz hergestellt wird, desto mehr Schneidwerkzeuge werden benötigt – und das ist gut für uns.“

In der Nachbarschaft von Michel aus Lönneberga zuhause

In erster Linie fertigt, verkauft und wartet Kvarnstrands zerspanende Werkzeuge sowie Kreis- und Bandsägen für die Holzindustrie – ist aber auch in der Kunststoff- und Aluminiumbranche tätig. Zuhause ist die Firma im südschwedischen Småland in Ekenässjön – nur wenige Kilometer von Lönneberga entfernt, wo einst Astrid Lindgrens Michel (in Schweden Emil) im Schuppen seine Holzmännchen schnitzte. Die Schneidwerkzeuge von Kvarnstrands werden für Hobelmaschinen gefertigt, die Kunden in Europa und sogar weltweit nutzen. Mit seinen Hobelwerkzeugen ist der Werkzeughersteller auch auf der Ligna 2025 in Hannover mit von der Partie und zeigt unter anderem zwei neu entwickelte Werkzeuge, die jüngst zum Patent angemeldet wurden.

„Zurzeit produzieren wir die vielleicht größten Hobelmesserköpfe, die je in Europa hergestellt wurden“, sagt David Kvarnstrand. „Das Gewicht eines Hobelmesserkopfs beträgt fast 300 Kilogramm und sie werden in einer großen Hobelmaschine laufen, die Bauholz mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1200 Meter pro Minute verarbeitet.“

In diesem Jahr feiert die Firma ihr 80-jähriges Jubiläum

Im Handel verkauft Kvarnstrands hochwertige Messer und Kreissägen, die vom japanischen Werkzeughersteller Kanefusa stammen. Seines Services rund um Wartung und Instandhaltung von Schneidwerkzeuge bietet Kvarnstrands ausschließlich in Schweden und Norwegen an – hierfür hat das Unternehmen noch Standorte in Nybro and Älvsbyn sowie im norwegischen Stange. Mit seinen 110 Mitarbeitenden erwirtschaftet der Werkzeughersteller jährlich rund 19 Millionen Euro, die in etwa gleich auf die drei Geschäftsfelder Produktion, Handel und Services aufgeteilt sind.

„Dieses Jahr feiern wir unser 80-jähriges Bestehen. 1945 hat mein Urgroßvater mit seinen beiden Söhnen das Unternehmen gekauft, das damals Bohrwerkzeuge hergestellt hat“, sagt David Kvarnstrand. „Mein Vater übernahm das Unternehmen Ende der 1970-Jahre und der Wechsel hin zur jetzigen Generation fand 2002 statt – heute leiten meine Schwestern Linda und Frida mit mir das Unternehmen.“

Bei den Services vertraut die Firma seit Jahrzehnten auf Vollmer

Weltweit betreut Kvarnstrands mehr als 1000 Kunden – darunter Sägewerke, Hobelwerke, Holzplattenhersteller sowie Möbel- und Fensterbauer. Im Servicebereich für Kreis- und Bandsägen setzen die Schweden auf die Schärfexpertise des schwäbischen Maschinenbauers Vollmer. Seit den 1980er-Jahren investiert Kvarnstrands in Vollmer Maschinen und ist sowohl von der Technologie als auch der Betreuung von Vollmer überzeugt – inzwischen stehen mehr als 50 Vollmer Maschinen in den Fertigungshallen von Kvarnstrands.

„In früheren Jahren bekamen wir oft einen Kasten Bier von Vollmer mitgeliefert, der in den Maschinen aus Deutschland verpackt war“, erinnert sich David Kvarnstrand mit einem Augenzwinkern. „Auch wenn wir diese Zeiten vermissen, für uns ist klar, dass wir auch zukünftig auf Vollmer setzen. Die Maschinen sind zuverlässig und von hoher Qualität und in den vergangenen vier Jahrzehnten haben wir nichts Besseres oder Effizienteres auf dem Markt gefunden.“

Rund um die Uhr hunderte Kreissägen automatisch schleifen

Noch heute sind viele Vollmer Maschinen der ersten Stunde täglich im Betrieb – darunter Schleifmaschinen für Kreis- und Bandsägen, Richtcenter für Bandsägen oder auch Stellitiermaschinen. Aufgrund der verstärkten Verwendung von hartmetallbestückten Kreissägen in der Holzindustrie, hat Kvarnstrands in jüngster Zeit vor allem in Schleifmaschinen wie die CHC 840, CHX 840 oder auch CHD 270 investiert. Die CHC 840 schärft Kreissägen mit Durchmessern bis zu 840 Millimeter und kann dank einer quer eingebauten Vorschubklinke mit pneumatischer Aushebung auch Spanersegmente bearbeiten. Das Vollmer Bedienkonzept mit Multifunktions-Handrad vereinfacht dem Kvarnstrands Team die Arbeit, weil die Anwahl und das Verfahren der Achsen nur über ein Modul erfolgt und sich somit mögliche Fehlbedienung vermeiden lassen. Über das Handlingsystem ND 340 mit vier Beladewagen kann Kvarnstrands zwei Schleifmaschinen mit bis zu 350 Kreissägeblättern bestücken. Die Kreissägen werden über eine vollautomatische Vermessung und Abtastung mannlos der Schleifmaschine zugeführt, was eine Wartung und Instandhaltung rund um die Uhr in 24/7-Schichten ermöglicht.

Diamantwerkzeuge mit Vollmer Erodiertechnologie bearbeiten

„Für die Wartung und Instandhaltung von PKD-bestückten Werkzeugen setzen wir die Vollmer Erodiermaschinen QXD 250 und QM eco select ein“, sagt David Kvarnstrand. „Im Bereich der Diamantwerkzeuge kommen unsere Kunden nicht nur aus der Holzbranche, sondern verstärkt auch aus der Kunststoff- und Aluminiumindustrie.“

Die QXD 250 und QM eco select sind beides Scheibenerodiermaschine, um Zerspanungswerkzeuge mit PKD (polykristalliner Diamant) zu schärfen. Mit der QXD 250 lassen sich PKD-Werkzeugen in einer Aufspannung bearbeiten, also von der Vermessung über das Erodieren und Schleifen bis hin zum Polieren. Erweiterte Fahrwege und Schwenkbereiche für Werkzeugdurchmesser ermöglichen es Kvarnstrands, Werkzeuge mit Durchmessern von bis zu 320 Millimeter und Werkzeuglängen von bis zu 250 Millimeter zu warten. Dank eines Werkzeugspeichers ist auch mit der QXD 250 eine automatisierte Bearbeitung möglich, die mannlos und rund um die Uhr läuft.

„Schweden besteht zu zwei Dritteln aus Wald, das entspricht in etwa der dreifachen Flächen Österreichs, deshalb kommen viele unserer Kunden aus der Holzindustrie“, sagt Daniel Vacha, Geschäftsführer von Vollmer Scandinavia in Växjö. „Allerdings spüren wir, wie die Grenzen zwischen Holz-, Kunststoff- und Metallindustrie immer mehr verschwinden und wir als Vollmer für unsere Kunden meist individuelle Schärflösungen konzipieren, die aus den unterschiedlichen Technologien Schleifen, Erodieren und auch Lasern bestehen.“