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Sieglinde VOLLMER (30.11.1924 - 29.01.2025) Ein Fräulein für die Familie

Sieglinde Vollmer hat als Geschäftsführerin, Aufsichtsratsmitglied und Kuratorin maßgeblich die Geschicke der Vollmer Werke in Biberach gelenkt. Sie ist die Tochter des Firmengründers Heinrich Vollmer und war über Jahrzehnte hinweg die Helferin in der Not, ein Ruhepol in Krisenzeiten, das offene Ohr und die gute Seele des Unternehmens – eben ein Fräulein für die Familie Vollmer. Im Jahr 2003 wechselte sie von der Geschäftsleitung in den Aufsichtsrat und wirkte seit 2013 als Kuratorin der neugegründeten Sieglinde-Vollmer-Stiftung. In einer von Männern dominierten Branche setzte sie starke Akzente und wurde zu einer inspirierenden Persönlichkeit im Maschinenbau. Mit ihrem Tod verliert Vollmer eine engagierte Wegbereiterin, Biberach eine verdiente Ehrenbürgerin und die Region eine herausragende Unternehmerin und Stifterin. Ihr Vermächtnis wird weit über die Unternehmensgrenzen hinaus spürbar bleiben.

Die Geschichte eines Fräuleins

Die Geschichte Sieglinde Vollmers – im Unternehmen auch liebevoll „Fräulein Vollmer“ genannt – ist eng mit der Geschichte der VOLLMER WERKE verwoben. Daran ist zu Beginn ihres Lebens nicht zu denken. „Als Kind hatte ich gar keine genaue Vorstellung vom Unternehmen meines Vaters“, sagte Sieglinde Vollmer. 15 Jahre nach der Gründung des Maschinenunternehmens durch ihren Vater Heinrich Vollmer kommt sie im Jahr 1924 in Biberach zur Welt. „Mein Vater schickte mich zur Ausbildung an die höhere Töchterschule und bereitete mich darauf vor, als Ehefrau und Mutter einen größeren Haushalt zu führen“, beschrieb sie ihre Jugendzeit.

Doch mit dem Zweiten Weltkrieg kommt es für sie anders als geplant. Einem monatelangen Arbeitsdienst in Slowenien folgen eine kaufmännische Ausbildung und der Besuch einer Dolmetscherschule in München. Sieglinde Vollmer lernt fließend Englisch und Spanisch sowie Französisch, Italienisch und Russisch – und sie entdeckt ihre Liebe zum Reisen.

Den Titel „Fräulein“ trägt sie ihr Leben lang mit Stolz und statt Ehefrau und Mutter zu werden, widmet sie sich ganz dem Familienunternehmen Vollmer – einen großen „Haushalt“ führt sie so im Laufe ihres Lebens trotzdem. Nach dem Tod ihres Vaters 1961 wird sie ein Jahr später wegen ihrer Fremdsprachenkenntnisse im Export bei Vollmer gebraucht. Schon 1964 übernimmt sie neben ihrem Bruder Udo Vollmer die Geschäftsführung und leitet ab 1987 maßgeblich die Geschicke des mittelständischen Unternehmens.

So lernt sie die Vollmer Werke, das Lebenswerk ihres Vaters, kennen und lieben. Ihre Mehrsprachigkeit öffnet Türen, ihre Herzlichkeit ist häufig der Beginn und ihre Kompetenz die Basis langjähriger Geschäftsbeziehungen. Als starke Frau in der Maschinenbaubranche baut Sieglinde Vollmer das Traditionsunternehmen zum Weltmarktführer für Schleif- und Erodiermaschinen aus. „Ich fühle mich dem Erbe meines Vaters verpflichtet. Die Firma ist meine Familie“, sagte sie stolz.

Unternehmerin mit Herz und Verstand

Das spüren auch die Mitarbeitenden der Vollmer Werke, die gemeinsam mit ihr das Unternehmen in die Zukunft führen und auch Krisenzeiten meistern. Mit ihrem Humor, ihrer Herzlichkeit, ihrer Aufgeschlossenheit, ihrer Neugier und ihrer Expertise kümmert sich Sieglinde Vollmer um ihre Firma und die Belegschaft. 2003 legt sie die operative Geschäftsführung in die Hände der nachfolgenden Geschäftsführer, bleibt aber als Aufsichtsratsmitglied dem Unternehmen stets eng verbunden. Sie war, ist und bleibt die gute Seele und das Herz des Unternehmens Vollmer. „Für mich gilt der Mensch. Ob das der Portier ist oder der Geschäftsführer“, pflegte Sieglinde Vollmer zu sagen. 

Ihr Vermächtnis wird weiterleben. Dafür hat sie bereits 2013 vorgesorgt. Mit der Gründung der Sieglinde-Vollmer-Stiftung ist sichergestellt, dass das Unternehmen in ihrem Sinne und dem von Heinrich Vollmer weitgeführt wird. Die Stiftung bildet den Rahmen für den dauerhaften Fortbestand des Maschinenbauunternehmens und die Sicherung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit. 

„Fürs Schleifen und Schärfen, da braucht‘s Diamanten. Das Juwel des Unternehmens sind aber Sie.“

Biberacher Oberbürgermeister Norbert Zeidler zum 90. Geburtstag Sieglinde Vollmers

Ein Jahrhundert - ein beeindruckendes Lebenswerk

Sieglinde Vollmer hat in ihren 100 Lebensjahren Spuren hinterlassen. Für ihr soziales und unternehmerisches Engagement erhielt sie daher zahlreiche Anerkennungen: Für ihre Verdienste als Unternehmerin und ihr Engagement als Bürgerin wurde sie im Jahr 2022 von der Stadt Biberach mit der höchsten Würde, der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.

Sieglinde Vollmer Preis

Fräulein Vollmer zeigte sich stets regional verwurzelt und hatte die Entwicklung Biberachs immer mit im Auge. Die Sieglinde-Vollmer-Stiftung unterstützt Organisationen in Biberach, insbesondere in den Bereichen Kunst, Kultur und Sport, wie das Museum, die Musikschule oder den Pferdesport. Das Wichtigste war ihr jedoch die Förderung junger Menschen. Um die Ausbildung junger Talente zu honorieren, wird regelmäßig der Sieglinde Vollmer Preis ausgelobt. Der Preis geht an Jugendliche, die sich auf besondere Art und Weise in außerschulischen MINT-Projekten engagieren, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. 

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